Erreger und Übertragung
Röteln ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die durch das Röteln-Virus (Rubi-Virus) ausgelöst wird. Die Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen, wobei man bereits eine Woche vor bis eine Woche nach Erscheinen der ersten Symptome ansteckend ist.
Gefürchtet ist eine Rötelninfektion während der Schwangerschaft, weil das Rötelnvirus über die Plazenta in das ungeborene Kind gelangen und zu Missbildungen oder zum Tod des Kindes im Mutterleib führen kann.
Krankheitsbild
Die Inkubationszeit (= Zeitspanne zwischen Ansteckung und Beginn der ersten Symptome) beträgt 14 bis 21 Tage. Bei Kindern und Erwachsenen verläuft die Krankheit meist mild und ist nur etwa in der Hälfte der Fälle von einem feinen, kleinfleckigen Hautausschlag begleitet. Eine Lymphknotenschwellung, besonders im Hals-/Nackenbereich, ist typisch. Gelenkschmerzen sind häufig, vor allem bei erwachsenen Frauen.
Eine besondere Gefahr stellt eine Rötelninfektion während der Schwangerschaft dar. In den ersten 6 Wochen der Schwangerschaft führt eine Rötelninfektion in mehr als der Hälfte der Fälle zur Erkrankung des ungeborenen Kindes. Mit fortschreitender Schwangerschaftsdauer sinkt das Risiko, dass die Krankheit von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen wird. Die Infektion des Ungeborenen kann unbemerkt (subklinisch) verlaufen oder aber zu teils schweren Schädigungen von Innenohr, Gehirn, Herz, Augen und anderen Organen führen. Behinderungen wie Schwerhörigkeit, Herzfehler, Augenfehlbildungen, offener Rücken (Spina bifida aperta) sowie Frühgeburt oder Fehlgeburt können die Folge sein. Daher sollen Frauen mit Kinderwunsch vor einer geplanten Schwangerschaft ihren Rötelnimpftstatus überprüfen, d.h. es sollte verifiziert werden, dass sie zwei Dosen des MMR-Impfstoffs erhalten haben.
Verbreitung und Häufigkeit
Röteln kommen nur beim Menschen vor. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten – nicht nur in der Kindheit.
Vor Einführung der Impfung erkrankte praktisch überall auf der Welt ein Grossteil der Menschen bereits in der Kindheit an den Röteln. Seither ist die Krankheit in den Ländern mit einer hohen Durchimpfung sehr stark zurückgegangen. In der Schweiz werden dank der Impfung gegenwärtig zwischen 0 und 2 Rötelnfälle pro Jahr gemeldet.
Seit Jahren wurden keine Rötelninfektionen bei schwangeren Frauen oder Neugeborenen mehr festgestellt. Es sind immer mehr Menschen in ihrer Kindheit geimpft worden, was die Ausbreitung des Virus weitgehend eingedämmt hat. Ein potenzielles Risiko besteht jedoch weiterhin, insbesondere bei Frauen aus Ländern mit einer niedrigen Durchimpfungsrate für Röteln.
Vorbeugung
Eine wirksame Impfung steht zur Verfügung. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt zwei Dosen der Rötelnimpfung in Kombination mit der Impfung gegen Masern und Mumps (MMR-Impfung). Seit 2023 wird die MMR-Impfung vorzugsweise in Kombination mit derjenigen gegen Windpocken empfohlen (MMRV). Grund für die Impfung gegen die drei Krankheiten Masern, Mumps, Röteln ist es, deren manchmal äusserst schwer verlaufende Krankheitskomplikationen zu verhindern. Die Impfung gegen Windpocken reduziert zudem das Risiko, später im Leben an Gürtelrose (Herpes zoster) zu erkranken. Eine erste Dosis wird im Alter von 9 Monaten, eine zweite Dosis im Alter von 12 Monaten empfohlen. Eine Nachholimpfung ist in jedem Alter möglich. Insbesondere ist sie für alle nicht geimpften Frauen empfohlen, bevor sie schwanger werden möchten.
Die Impfung mit zwei Dosen vermittelt einen in der Regel lebenslangen Schutz vor der Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und ihre Mitgliedsstaaten bemühen sich, die Röteln, und damit besonders die kongenitalen (vom Ungeborenen in der Schwangerschaft erworbenen) Röteln in Europa durch eine hohe Durchimpfung bei allen Kindern und den jungen Frauen zu eliminieren. Bis 2019 hatten 85 Prozent der europäischen Länder, darunter auch die Schweiz, die Röteln eliminiert (Unterbrechung der endemischen Zirkulation der Krankheit). Nur noch wenige importierte oder mit einem Import in Verbindung stehende Fälle treten auf.