Erreger und Übertragung
Das MERS-CoV gehört zur Familie der Coronaviridae, eine grosse Virenfamilie, die für ein breites Spektrum von Erkrankungen bei Mensch und Tier verantwortlich ist. Beim Menschen verursachen diese Viren Krankheiten, die von einfachem Schnupfen bis zu SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) reichen. Das MERS-CoV unterscheidet sich genetisch vom Coronavirus, welches die SARS-Pandemie im Jahr 2003 verursachte. Weder das Virusreservoir noch der Übertragungsweg sind eindeutig bekannt. Das Dromedar (oder dessen Produkte, z. B. nicht pasteurisierte Milch) scheint eine wichtige Rolle bei der Übertragung des Virus vom Tier auf den Menschen zu spielen. Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung erfolgt über engen Kontakt; vermutlich mittels Tröpfcheninfektion. Die Ansteckung findet häufig im Spital (nosokomiale Übertragung) oder in der Familie statt.
Krankheitsbild
Die Inkubationszeit beträgt normalerweise weniger als eine Woche, gelegentlich bis 14 Tage. Der Beginn der Erkrankung ist von folgenden Symptomen gekennzeichnet: Fieber, Husten, Schüttelfrost, Muskelschmerzen und respiratorische Beschwerden (Dyspnoe). In schwerwiegenden Fällen kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, die eine Lungeninsuffizienz nach sich ziehen kann. Diese kann eine künstliche Beatmung sowie eine Hospitalisation in der Intensivstation nötig machen. Auch wurden Magen-Darmbeschwerden mitunter mit Durchfall beobachtet.
Patienten, die bereits an einer chronischen Erkrankung leiden (Diabetes, Immunschwäche, Krebs, etc.), weisen eine erhöhte Sterblichkeit auf. In Saudi-Arabien verlief die Erkrankung in etwa 35 Prozent der infizierten Patienten tödlich. Es gibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder eine Impfung, noch eine sonstige spezifische Behandlung. Patienten werden gemäss ihrem Gesundheitszustand symptomatisch behandelt.
Verbreitung und Häufigkeit
Die WHO hat seit 2012 weltweit insgesamt 2428 bestätigte MERS-CoV Infektionen inklusive 838 Todesfälle erfasst.
Autochthone Fälle (lokal erworbene Fälle) wurden bislang ausschliesslich in den Ländern des Mittleren Ostens gemeldet: Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Iran, Jordanien, Kuweit, Libanon, Oman, Katar und Jemen. Importierte Fälle (oder Fälle in Verbindung dazu) wurden in Algerien, Ägypten, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Grossbritannien, Italien, Malaysia, den Niederlanden, Österreich, den Philippinen, Südkorea, Thailand, Tunesien, Türkei und den USA beobachtet.
Die meisten Infektionen wurden auf der Arabischen Halbinsel, insbesondere in Saudi-Arabien (85 Prozent der bestätigten Fälle), festgestellt.
Vorbeugung
Reisende in Endemiegebiete laufen wenig Gefahr, sich anzustecken. Konkret hängt das Risikopotenzial jedoch vom möglichen Kontakt mit Dromedaren, deren Produkten oder Erkrankten in medizinischen Institutionen ab. Bei einem Aufenthalt in den betroffenen Ländern gilt es indes, den Kontakt zu kranken Personen und Tieren (vor allem Dromedaren) zu vermeiden und auf die Hand- und Lebensmittelhygiene zu achten. Das heisst, Hände mit Wasser und Seife reinigen – vor allem vor und nach dem Berühren von Tieren –, kein ungenügend gekochtes Fleisch verzehren, nur pasteurisierte Milch trinken.
Das BAG rät zudem, allfällige weitere Empfehlungen vor Ort zu befolgen.
Reisende, die Symptome entwickeln, sei es während ihrer Reise oder innerhalb von 14 Tagen nach ihrer Rückkehr aus einem Epidemiegebiet, werden aufgefordert, ärztlichen Rat einzuholen.
Diagnostik
Das nationale Referenzzentrum für MERS-CoV ist das NAVI (Referenzzentrum für Neuauftretende Viruserkrankungen) in Genf. Bitte folgen Sie den Anweisungen auf der Webseite des NAVI (siehe Link unten) und achten Sie unbedingt darauf, dass das NAVI vor dem Versand jeglicher MERS-CoV Verdachtsproben telefonisch informiert wird.